Bauen für die Gesundheit – Seniorenanlage in Berikon

Natürliche Materialien schaffen Behaglichkeit und Wärme und lassen in Kombination mit der hellen Farbgestaltung ein bewohner- und mitarbeiterfreundliches Ambiente entstehen.

Herzen Berikons
Natürliche Materialien schaffen Behaglichkeit und Wärme und lassen in Kombination mit der hellen Farbgestaltung ein bewohner- und mitarbeiterfreundliches Ambiente entstehen.

Aufgrund des gewonnenen Wettbewerbs plante ATP architekten ingenieure, Zürich, im Herzen Berikons die Seniorenresidenz Belano Berikon mit angeschlossenem «Doktorzentrum». Kernanforderung war, ein attraktives Zuhause für Senioren zu schaffen, in dem sie zum einen ihr Leben selbstständig und selbstbestimmt führen können, ihnen zum anderen aber auch professionell Unterstützung im Alltag nach Bedarf angeboten wird. In diesem Sinne entwarf ATP Zürich einen multifunktionalen Gebäudekomplex, der ein qualitätsvolles Wohnen in der dritten Lebensphase ermöglicht. Die mehrflügelige Seniorenanlage im Herzen von Berikon umfasst 35 Seniorenwohnungen mit Gemeinschaftsräumen, einem Atelier und Fitnessräumlichkeiten sowie einem öffentlich zugänglichen «Doktorzentrum».

Erster Preis

Auf den Bau von seniorengerechten Wohnungen wartete die Region Mutschellen seit Jahren. Nach Befragung zahlreicher Interessenten im Jahr 2012 und der Erstellung eines Raumprogramms lud der Bauherr schliesslich zum Wettbewerb. Aufgabe war es, ein städtebaulich, architektonisch und betrieblich optimales Gebäude zu planen, das gleichzeitig den hohen Anforderungen von Raumplanung, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gerecht wird. Im Juni 2013 ging ATP Zürich als Sieger des Verfahrens hervor. Mit dem Konzept grösstmöglicher Flexibilität wurden die Architekten und Ingenieuren von ATP den Vorgaben gerecht und planten ein Gebäude, das nach den individuellen Bedürfnissen der Bewohner ausgerichtet ist.

Der Wettbewerb für das Projekt «Belano» bildet als erste Phase die Grundlage für die Weiterentwicklung als Areal-Überbauung. Die zweite Phase ist die Projektierung des Wohn- und Gewerbehauses «Hügli» auf dem nördlich angrenzenden Grundstück. Die Fertigstellung erfolgt im Frühjahr 2018.

Situation

Nahe Zürich erhebt sich auf einer 11 km langen Gletschermoräne ein stark frequentierter passähnlicher Übergang, der das Reusstal mit dem Limmattal und damit die Städte Zürich und Bern verbindet. Dieser idyllische Landstrich nennt sich Mutschellen und ist nicht erst seit den Erzählungen von Max Frisch bekannt. Eben hier befindet sich in peripherer Lage die Gemeinde Berikon. Zentral zwischen der stark frequentierten Mutschellen-Kreuzung, dem Bahnhof sowie weitläufigen Kulturflächen mit angrenzendem Wohngebiet liegt die Seniorenresidenz «Belano Zuhause». Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten wie das benachbarte Einkaufszentrum «Berimärt», die Poststelle, Restaurants und Cafés befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Städtebauliches Konzept

Besondere Anerkennung findet das Gebäude-Ensemble vor allem durch seine städtebauliche Eingliederung in die Umgebung. Aufgrund der Y-artigen Gebäudeform fügt sich die neue Anlage harmonisch in die Landschaft ein und bringt als architektonisch stimmiges Projekt Ruhe in die stark heterogene Struktur des Umlands.

Durch die Geometrie des Baukörpers entstehen fein differenzierbare Aussenräume, die jeweils nahtlose Übergänge zur bestehenden Situation zulassen.

Die beiden westlichen Gebäudeflügel bilden mit dem gegenüberliegenden, bereits bestehenden Einkaufszentrum «Berimärt» einen eingefassten, teilweise begrünten Eingangsplatz. Dieser ist für gewerbliche sowie öffentliche Nutzungen freigegeben und unterstützt damit die Erweiterung des Ortszentrums. Von hier aus wird das Areal erschlossen.

Um den Platz ordnen sich im Erdgeschoss Gemeinschaftsräume und das öffentlich zugängliche «Doktorzentrum» an. Ebenso befindet sich hier der Empfang der Seniorenresidenz. Von dort aus gelangt man über die Südterrasse in den Park, der eine Ergänzung und Grünraumvergrösserung der Landwirtschaftszone definiert und sowohl zum Verweilen als auch zu körperlichen Betätigungen einlädt. Dieser wird von den Gebäudeflügeln der Seniorenresidenz «umarmt».

Der nördliche, geschlossen gestaltete Bauteil hingegen formiert zusammen mit einer Pufferzone aus Vorgärten eine lärmabweisende Front zur Bernstrasse und zu den Bahngleisen. Im Zusammenspiel mit dem Wohn- und Gewerbehaus «Hügli», welches das Ende der Corneliastrasse markiert, und dem Einkaufszentrum wird das Ortszentrum erweitert.

Fassade

Dank seiner polymorphen Gestalt wirkt das Gebäudevolumen aus jedem Blickwinkel in Länge und Höhe kleinteilig gegliedert. Es harmoniert sowohl mit den Umgebungsbebauungen, passt sich aber auch dem Gelände an. Das äussere Erscheinungsbild spielt dabei mit Kontrasten: Eine geschlossene, massive Putzfassade bildet einen Gegensatz zu grosszügig geöffneten, holzfarbigen Loggias und Fensteröffnungen. Hierbei trifft Massivität auf Wärme und Behaglichkeit, was durch die farbliche Gestaltung in den Loggien generiert wird.

So wird einerseits ein Bezug zur Umgebung gebildet, und andererseits werden die Innenräume mit ihrem warmen Erscheinungsbild hin zum Aussenraum verlängert. Auf der Nordseite zur Bahntrasse werden die wie eingeschobene Kuben wirkenden Loggien mit schallabsorbierenden Materialien ausgebildet.

Raumkonzept

Die Bauten der dreiflügeligen Anlage differenzieren in ihrer Höhe und Gliederung. Im Erdgeschoss des niederen, zweigeschossigen Flügels befindet sich das öffentlich zugängliche «Doktorzentrum». Das variabel gestaltete Raumprogramm umfasst neben infrastruktureller Grundausstattung elf Sprechzimmer, ein Labor und sieben weitere Räume mit speziellen Anforderungen wie einen Röntgen- oder Audioraum sowie spezielle Behandlungsräume. Elf Fachbereiche werden darin von 16 Hausärzten und Spezialisten abgedeckt. Mit diesem Konzept der Gruppenpraxis leistet das «Doktorzentrum Mutschellen» schweizweit Pionierarbeit. Es wurde bereits nach einer äusserst kurzen Bauzeit von weniger als einem Jahr im April 2016 eröffnet. Es ist vor allem der intensiven Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn, den Planern und Unternehmern zu verdanken, dass der Baufortschritt zügig voranschritt und das Terminziel rechtzeitig erreicht werden konnte. Zusammen mit dem teilweise gewerblich genutzten Erdgeschoss der Seniorenresidenz bildet es einen funktionalen Anschluss an das Dorfzentrum.

Ebenfalls in diesem Gebäudeteil angesiedelt ist der Empfang der Seniorenresidenz, der ein grosszügiger Eingangsbereich und Empfangsplatz vorgelagert ist. Bei Bedarf kann das erste Obergeschoss jedoch durch einen separaten Eingang abgetrennt werden. Die 1,5- und 4,5-Zimmer-Wohungen der Seniorenresidenz verteilen sich auf die übrigen Gebäudeflügel und sind kompakt und effizient mit zum Teil durchgehenden Grundrissen geplant.

Jede Wohneinheit besteht aus einem Entrée mit Garderobe, einem Wohnbereich mit separatem, aber optisch verbundenen Koch-Ess-Bereich und bis zu zwei Loggien. Die 3,5-Zimmer-Wohnungen verfügen über ein zusätzliches Zimmer, das als Schlafzimmer oder zur Wohnraumerweiterung genutzt werden kann. Dezente Farben und lichtdurchflutete Räume schaffen ein angenehmes Wohlfühlambiente.

Die Räumlichkeiten sind barrierefrei und seniorengerecht geplant und ermöglichen eine einfache und längerfristige Pflege. Handläufe, grosszügige und behindertengerecht gestaltete Nasszellen mit rutschfesten Bodenplatten sowie benutzerfreundliche Kücheneinrichtungen gehören zur Standardausstattung. Da Individualität und persönliche Entfaltung aber nicht verloren gehen sollen, darf jede Bewohnerin und jeder Bewohner das Mobiliar selbst bestimmen und sein Zimmer nach dem eigenen Geschmack einrichten.

Von den meisten Wohnungen aus hat man einen wunderbaren Blick in den angrenzenden Park. Dies soll nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch zur Aktivität und Teilnahme am öffentlichen Leben anregen. Hierzu wurden auch gemütliche Gemeinschaftsräume sowie eine Cafeteria als Zonen der Kommunikation und des Austausches geschaffen. Ausserdem verfügt die Seniorenresidenz über ein hauseigenes Atelier sowie einen Fitness-Raum. All dies trägt dazu bei, die Selbstständigkeit und Mobilität der Seniorinnen zu erhalten bzw. zu fördern und ein heimisches Gefühl zu schaffen.

Technische Gebäudausrüstung

Um vom ökologischen Standpunkt aus den hohen Ansprüchen an ein energieeffizientes Gebäude zu genügen, erfolgt die Wärmeerzeugung und Warmwasseraufbereitung mittels separater Erdsonden-Wärmepumpen. Unterstützt werden diese durch partikulare Heizzentralen im «Doktorzentrum» und in der Seniorenresidenz. Bei der Errichtung des Gebäudes wurde der Minergie-Standard angestrebt (5-Prozent-Bonus-Artikel 35 BauV). Um dies zu erreichen, kommt eine kontrollierte Lüftung zum Einsatz. Fotos: Dominik Bauer Visualisierungen und Pläne: ATP

Herzen Berikons
Durch die Geometrie des Baukörpers entstehen fein differenzierbare Aussenräume, die jeweils nahtlose Übergänge zur bestehenden Situation zulassen.
Herzen Berikons
Die Senioren sollen selbstbestimmt, sinnerfüllt und sicher leben. Vor allem ihre Selbstständigkeit und ihre Mobilität sollen erhalten beziehungsweise gefördert werden.
Herzen Berikons
Herzen Berikons
Herzen Berikons
Lageplan
Lageplan
3D-Modell
3D-Modell
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Ansicht West
Ansicht Nord
Ansicht Nord
Schnitt A
Schnitt A
Schnitt B
Schnitt B
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