Sport- und Freizeitbauten  – Gelebte Bürgerbeteiligung

Sowohl das bestehende Hallenbad als auch das Freibad waren stark renovierungsbedürftig. Die Kostenschätzung für die Instandsetzung der veralteten Anlagen und für erforderlichen Umbaumassnahmen belief sich auf rund 20 Millionen Euro. Dieser Sachverhalt veranlasste den Gemeinderat zum Grundsatzbeschluss, am Standort des alten Hallen- und Freibads ein neues Freizeitbad zu errichten.

Hallenbad
Durch die Gründung einer Badkommission wurden die Bürger am Projekt beteiligt.
Bauherr
Von Petra Steiner, 4a Architekten (Interview) und Uwe Ditz (Bilder)

Steffen Letsche ist zweiter Betriebsleiter Technische Betriebe Offenburg (D). Er schildert in einem Interview den Projektverlauf aus Sicht des Bauherrn.Stand von Anfang an fest, dass Frei- und Hallenbad nicht saniert werden, sondern neu gebaut wird?

Sowohl das bestehende Hallenbad als auch das Freibad waren stark renovierungsbedürftig. Die Kostenschätzung für die Instandsetzung der veralteten Anlagen und für erforderlichen Umbaumassnahmen belief sich auf rund 20 Millionen Euro. Dieser Sachverhalt veranlasste den Gemeinderat zum Grundsatzbeschluss, am Standort des alten Hallen- und Freibads ein neues Freizeitbad zu errichten.

Haben Sie die Bürgerschaft beziehungsweise die Öffentlichkeit ins Projekt eingebunden, und wenn ja, in welcher Form?

Die Stadverwaltung legte von Anfang an Wert auf eine intensive und breit aufgestellte Bürgerbeteiligung. So wurde eine Badkommission mit rund 40 Vertretern aus Schulen, Vereinen, dem Gemeinderat, der Bürgerschaft und der Verwaltung gegründet. In diesem Gremium wurden zum Beispiel die Wasserflächen für das Kombibad diskutiert und ausgehandelt. Die Ergebnisse dienten dem Gemeinderat als Basis, um das Wasserflächen- und Raumprogramm für das Freizeitbad zu definieren. Es war auch eine Empfehlung der Badkommission, die attraktivsten Wasserflächen im Indoor-Bereich zu platzieren. So befinden sich nun der Sprungturm und auch die Angebote des Erlebnisbeckens wie der Strömungskanal, Nackenduschen, Wasserliegen, die 65-Meter-Reifenrutsche und weitere Attraktionen im überdachten Bereich. Ein grosser Vorteil dabei ist, dass dieser Bereich ganzjährig an rund 365 Tagen von 10 bis 22 Uhr genutzt werden kann. Ein weiteres Beispiel für gelebte Bürgerbeteiligung ist die Riesen-Reifenrutsche. Den Anstoss für ihre Realisierung gab die Unterschriftenaktion einer Schülerin, denn die Rutsche war ursprünglich nicht eingeplant gewesen. Darüber hinaus konnte auf Anregung vieler langjähriger Besucher des alten Freibads als Erinnerung an das alte Stegermatt-Freibad die Breitwellenrutsche in den neuen Aussenbereich integriert werden. In einem weiteren Schritt, sozusagen in der Feinplanungsphase, wurden die einzelnen Becken bestmöglich auf die Anforderungen der Vereine an die Wasserflächen zugeschnitten und entsprechend überarbeitet. So wurde das Stegermattbad sowohl Freizeitfläche für die Bewohner als auch Schul- und Sportstätte. Ergänzend zum umfangreichen Schwimmangebot sorgt auch der attraktiv gestaltete und vergrösserte Saunabereich, welcher Saunagäste sowohl aus der Region als auch aus dem nahen Ausland ins Freizeitbad Stegermatt lockt, für einen hohen Freizeitwert.

Öffentliche Schwimmbäder sind immer schwieriger zu finanzieren. Wie konnte Offenburg ein entsprechendes Projekt umsetzen?

Zum einen ist in Offenburg als Oberzentrum in den letzten Jahren und Jahrzehnten der Bedarf von Schulen und Vereinen an adäquaten Trainings- und Lehrflächen deutlich angestiegen. Auch die Freizeitbadegäste formulierten in den vergangenen Jahren vermehrt den Wunsch nach einem Bad, welches den Anforderungen der Besucher gerechter werden sollte. Zum anderen war das alte Stegermattbad sowohl im Hallenbad- als auch im Freibadbereich stark renovierungsbedürftig. Es bestand also Handlungsbedarf. Und nachdem der städtische Haushalt aufgrund von Steuernachzahlungen den finanziellen Spielraum bot, konnte der Gemeinderat den Beschluss zum Neubau fassen.

Wie wird das Bad von den Besuchern angenommen?

Das Freizeitbad mit seinem vielfältigen Schwimm- und Saunaangebot wird gut besucht und gut angenommen. Seit der Eröffnung am 21. Juli 2017, also nach einem Betriebsjahr, konnten wir rund 300 000 Besucher zählen. Dieses positive Ergebnis hat unsere Erwartungen tatsächlich überstiegen. Und auch im Saunabereich wurden die geplanten 40 000 Besucher erreicht. ●

Hallenbad
Die Badkommission empfahl, dass die attraktivsten Wasserflächen im Indoor-Bereich liegen sollten.
Hallenbad
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